Artikel Schwarzwälder Bote vom 04.12.2006
Blasmusik erklimmt selbst den höchsten Gipfel
TestRottweil-Bühlingen. Abwechslungsreiche Blasmusikliteratur bei hoher Qualität erlebten die zahlreichen Besucher beim Herbstkonzert des Musikvereines Rottweil-Bühlingen. Neben den Gastgebern trug die Musikkapelle aus Villingendorf nicht unwesentlich dazu bei.
Die Gäste aus der Nachbargemeinde, mit rund 60 Aktiven ausgeglichen besetzt, eröffnete mit wuchtigen Fanfaren den Abend mit der auch in der Blasmusik längst zum Klassiker gewordenen "Hymne und Triumphmarsch aus Aida". Dirigent Thomas Michelfeit hatte ein ausdrucksstarkes, unterschiedliche Themen beschreibendes Programm zusammengestellt. So beschreibt "Mont Blanc" eine imaginäre Tour auf den höchsten Berg unseres Kontinentes. Faszinierend fremde Klänge prägt "Africa" von Otto M. Schwarz. Basis dieses Stückes ist die Folklore Westafrikas, Trommeln beherrschen die Szene, acht Schlagzeuger und ein dezent musizierndes Blasorchester zeigen dem Publikum eindrucksvoll eine nahezu unbekannte (Musik-)Welt. Vom Charme dieser Klänge gelang ein reibungsloser Übergang über den südlichen Atlantik, lateinamerikanisches Feeling machte sich im Nu breit. Die mitreißende Rumba "Carioca" des Japaners Naohiro Iwai bietet vielen Solisten wie sonst vor allem im Jazz üblich tolle Möglichkeiten, solistisch und frei zu interpretieren. Mit dem sich von der kleinen Trommel durch sämtliche Register aufbauendem "Marchissimo" beendeten die Gäste ihren Konzertpart.
Äußerst wichtig sind für junge Nachwuchsmusiker gemeinsame Auftritte vor Publikum. Diese Gelegenheit nutzen die rund 20 noch sehr jungen Spieler des Jugendorchesters Bühlingen, um mit bekannten Stücken aus den Disneyfilmen und aus "Die Schöne und das Biest" wertvolle Bühnenerfahrungen zu sammeln und herzlichen Beifall des Publikums zu genießen.
Auch die Hauptkapelle des Musikvereins Bühlingen unter Chrstian Feierabend hatte einen Klassiker an den Beginn gestellt: "Pomp and circumstance" gilt fast schon als weitere engliche Hymne und kommt in der Blasmusikversion bei ausgefeilter Dynamik ausdrucksstark daher. Hochinteressant präsentieren "Gulliver's travels" eine faszinierende Reise durch eine Fantasiewelt. Besonderen Genuss boten die schön herausgearbeiteten Wechselspiele zwischen weichen, eleganten Holzpassagen und dem konträren harten Spiele der Blechbläser.
Ein besonders Schmankerl bot die "Erinnerung an Zirkus Renz". Dieses Bravourstück für Xylophon wurde im Solopart doppelt besetzt, sowohl Dirigent Christian Feierabend als auch der junge Schlagzeuger Benjamin Dannecker ließen die Schlegel rasant wirbeln und rissen das Publikum mit ihren Temposteigerungen zu wahren Beifallsstürmen hin. Mit "Sing sing sing" folgte ein Evergreen des legendären Jazzklarinettisten Benny Goodmann. Zum Abschluss trat ein Bühlinger ins Rampenlicht, der mehr als 70 Jahre musiziert hatte. Karl Maier dirigierte schwungvoll wie einst am Schlagzeug den Traditonsmarsch "Jubelklänge" von Ernst Übel und setzte damit einen auch emotional beeindruckenden Schlusspunkt unter diesen Konzertabend.